Sonntag, 6. Mai 2012

Vietnam

Soo spannend und abenteuerlich wie uns der Grenzübergang nach Vietnam angedroht wurde, so unspektakulär, beinahe langweilig - weil alles so gut klappte verlief er. Die Landschaft war, wie fast immer, wieder faszinierend. Über Dien Bien Phu, bekannt wegen der französischen Niederlage 1954 während des Indochina Krieges, gelangten wir nach Sapa, ein grosses Bergdorf nahe der chinesischen Grenze. Hier wehte uns ein erstes Mal der bekannte „Vietnamesische-Touristen-Wind“ mitten ins Gesicht. Ich kriegte es nicht hin einen Atemzug zu nehmen bevor mir eine einheimische Dame der Red Dzao (Bergvolk) bereits Souvenierartikel an die Ohren steckte und eine Tasche umhängte. Im Schlepptau mit den Girls ging es dann ab ins Hostel. Und Leute, ihr glaubt es nicht 3h später sassen die immer noch auf der Eingangstreppe in der Hoffnung was zu verklickern. Alles in allem scheinen die Frauen aber gut organisiert, so dass jeder Tourist von ca. 4 Frauen begleitet und belagert wird. Sapa sonst ist der Ausgangspunkt für Trekking in die Bergdörfer der verschiedenen Stämme. Irgendwie ist uns aber die Lust zum Trekken bei dieser sengenden Hitze etwas abhanden gekommen. Da passen wir uns doch lieber an und mieten Mofas :-).
Meine Verfolgerin der Red Dzao, sieht ganz harmlos aus, kann einem aber recht auf den Kicker rücken!
Wenn wir schon beim Surfen in Hawaii nicht mithalten konnten, dann wenigstens beim Mofa-fahren in Vietnam. Aber an dem Tag wurden wir erbarmungslos verkokelt von der Sonne:-).
Sapa ist umgeben von tonnenweise Reisterassen.
Unterwegs sahen wieder viele süsse Dreckspatzen...
......
Hoch über Sapa, derjenige der das Foto macht ist ein absoluter Clown.

Ein lustiges Erlebnis hatten wir auf der Weiterfahrt nach Hanoi. Wir buchten uns mit zwei weiteren Pärchen Tickets für den Schlafwagen, in der Meinung wir kriegen eine anständige „Suite“. Der Zug war endlos lang, unser Wagen war natürlich der zweitletzte. Hier hatte ich erste Bedenken. Von draussen konnten wir die Matratzen sehen. Am Anfang waren die richtig dick und bequem, mit jedem weiteren Wagen nach hinten wurden die Matratzen dünner und die Kabine unanständiger *LoL*. Es soll sich jeder selber ausdenken wie unser Bett schlussendlich war, ich muss mich jetzt noch krümmen vor Lachen, wenn ich daran denke: Ein Holzbrett mit einer 1cm dicken Filzmatte belegt!! Danke Vietnamesische Bahn. Aber hartgesottene Traveller wissen sich zu helfen und haben ein Plan-B auf Lager: Unser hiess VALIUM. Aha.. richtig gehört Valium, einige von euch werden sich die Stirn runzeln „..im Spital oder in der Apotheke wird es hinter Schloss und Riegel aufbewahrt“, aber glaubt mir, wir hatten göttlich geschlafen und geträumt. Vor lauter Delirium habe ich die Dokumentation per Bild vergessen.

Hanoi selber gibt einem den Kick. Ein Lärmpegel von 120dB, Millionen von ewig hupenden Mofas, schreiende Kinder, Händler die einem Mist andrehen, höllischer Gestank, nervende Musik in den Restaurants, draussen wird der komplette Gehsteig, (der übrigens nur dazu dient Mofas abzustellen), von Lautsprechern mit „weiss was ich“ für Parolen beschallt, dass es schon an Folter grenzt. Doch es hindert uns nicht daran der Hauptstadt Hanoi auf den Puls zu fühlen. Wir in der Schweiz trennen Glasflaschen nach Farben, sammeln Dosen und Batterien, haben Altkleider, Alteisen und Alt-sonstige Sammlungen. Hier in Vietnam gibt es nicht mal einen Abfalleimer! Wer Abfall hat wirft ihn neben sich, oder in eleganter Form, einfach über den Kopf nach hinten, Jacelyne hätte fast eine Flasche abbekommen. So einfach ist das! In den Städten gibt es zwar während der Nacht eine Art Putzequipe die den Müll ein wenig beseitigt. Bis es kurz darauf wieder gleich aussieht und aus jedem Loch stinkt... zu guter Letzt gehen die Mütter mit ihren Kindern direkt auf die Strasse um deren Geschäfte zu erledigen. Krass nicht? Auf der einen Seite will Vietnam wirtschaftlich an China aufschliessen, doch anderseits bekommen sie nicht einmal elementarste Dinge in den Griff, da können wir wirklich nur den Kopf schütteln - aber eben…


In Hanoi ist alles ein bisschen eng. Da wird gerne auch das Bahntrasse als Markt- Spiel- und Pausenplatz genutzt. Kommt der Zug, wird alles ganz schnell weggeräumt und wieder hingestellt.
Frischware wird mit dem neusten Kühltransporter geliefert.
Alles wird kritisch Bestaunt...
...und dem Herr Ho Chi Minh im Mausoleum haben wir auch noch die Ehre erwiesen.

Am ersten Abend in Hanoi haben wir Anne und Olli, welche wir in Luang Prabang, Laos kennen gelernt hatten wieder getroffen was uns extrem freute. Da wir etwa dieselbe Reiseroute im Kopf hatten beschlossen wir die Reise gemeinsam fortzusetzen. Pünktlich startete zwei Tage später unser Trip in die Halong Bucht.
Jeder von euch der schon mal dort war oder zumindest Bilder davon gesehen hatte, hat sicher seine Vorstellungen wie es da aussieht: „Schöne, braune chinesische Dschunken, die vor steil aus dem Meer ragenden Kreidefelsen herumschippern“. Fast genau so war es mit dem kleinen Unterschied das plötzlich ALLLE Boote hässlich weiss gestrichen waren. Warum wohl? Auch hier kriegte ich wieder mal die geilste Erklärung „Tourist recommend white Boat!!!“. Was er damit sagen wollte „Die Touristen hätten auf Bewertungsbogen weisse Boote gewünscht!“. Jaaa genau! So ein Mist, viel eher musste man einer amtlichen Verordnung nachkommen um die Sicherheit zu erhöhen, wegen der sich häufenden Unfälle. Und da weisse Boote (besonders bei nebliger See:) besser gesehen werden, wurden sie über Nacht einfach geweisselt. Tönt doch logisch, nicht? (Zumindest in vietnamesischer Denkweise!). Wohl handelt es sich einfach um puren Aktionismus, der die Sicherheitsbedenken der Touristen beschwichtigen soll.


Ich geb's (ungern) zu, wir waren nicht ganz alleine. Aber super Bild, hier sieht man doch jetzt klar und deutlich, dass sich die weissen Boote besser sehen lassen?

Für uns ist es eine reine Verschandelung, wirklich schade. Der Trip durch das Labyrinth der über 2000 zuckerhutförmigen Kreidefelsen die aus türkisfarbenem Wasser ragen war aber wunderschön. Auf dem Weg kommen wir an Siedlungen von Hausbooten vorbei, die Leute hier draussen haben nix, ausser ein Boot mit Dieselmotor der Laut ist und stinkt.


Lagebesprechung vor dem Wettkampf mit Olli und Anne.
Die schwimmenden Dörfer in der Halong Bucht.
Grüsse vom Paradies!!....
Einen auf dumm oben auf dem Dschungelgipfel.


Über Cat Ba, der grössten Insel in der Halong Bucht und Ninh Bihn gelangten wir nach Hue. (Sorry, ein letztes Mal muss ich noch abweinen. Grrr wir wollen nimmer mehr Busfahren. Der Nachtbus nach Hue glich mehr einem Tiertransport als Personentransport. Unsere Plätze waren direkt neben der Squat-Toilette. Ihr ahnt es wohl, mit Tigerbalsam unter der Nase und einer Dosis Valium kämpften wir für ein paar Stunden Schlaf).
In Hue erlebten wir unverhofft ein einzigartiges Erlebnis. Eigentlich mehr per Zufall erfuhren wir von einem gewissen Vietnam Veteran Mister Vinh, der private Touren guidet. Er ist Südvietnamese und war persönlicher Übersetzer von Colin Powell, vielen von euch wohl noch bekannt als Aussenminister von Amerika. Während des Vietnamkriegs leitete er aber ein Bataillon der Infanterie. Wir besichtigten mit ihm die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südvietnam. So macht ein Augenschein von einem eher langweiligen ehemaligen Kriegsfeld richtig Spass. Er lieferte uns Geschichtsbanausen extrem viele interessante Hintergrundgeschichten, welche er hautnah miterlebte und beantwortete ehrenhaft alle unsere Fragen.


Das Tempel-Opi stellte uns extra ein Ventilator hin, danach verwies er auf eine Spende, wir lehnten dankend ab und im gleichen Atemzug machte er den Ventilator wieder aus = No money, No Air :-)
Die Region um Ninh Binh war herrlich, diese grünen Reisfelder, wir konnten uns kaum satt sehen.
Mister Vinh bei seinen Erklärungen. Das Metallding ist ein Teil einer alten Bombe. Bei Luftangriffen diente sie als Sirene, ein Gong der das Zeichen gab: "Ab ins Tunnelsystem!!"

Vom Blitz beleuchtet, dunkel, eng und vor allem tief wars!

Eine Last in Hue. Fällt euch etwas auf????
Jede normale Matratze biegt sich bei einem solchen Transport. Die hier sind flach wie Bretter!! Keine Ahnung aus was der Kern einer solchen Matratze besteht, auf jeden Fall ist er hart wie Stein. Oft hatten wir Gelenkverrenkungen am Morgen.

Bei uns Aquarium-Fischli, hier eine Delikatesse für den Kochtopf.

Amen. Jeder versucht auf seine Weise Touristen anzulocken. Der brachte uns zumindest zum schmunzeln.

Hier sind wir bereits in Hoi An, wunderschöne Altstadt.
Am Abend ist die Altstadt für 3 Stunden "Mofafrei" und man kann es richtig geniessen.
Beim Schneider bestellten sich die Herren gleich mal Hemden und Anzüge für den Ernst des Lebens nach der Reise. Jong brauchte Nerven wie Drathseile bis alles passte.
Fingerhut als Fischerschale.

Was uns auch freut und überrascht, je südlicher wir kommen desto freundlicher werden die Vietnamesen! Klar oft wir ein aggressives, penetrantes „Verkaufs-Forechecking“ betrieben aber abgesehen davon wird geholfen wo es geht. Fragen nach dem Weg werden auch ohne englisch beantwortet, mit Hilfe des Nachbarn und allen Passanten wird erklärt. Natürlich wird wie überall in Asien „Nichtwissen“ selten zugegeben. Wir können für (Nord)Vietnam sprechen, auch hier haben wir uns wohlgefühlt. Und beim Essen gilt ein Grundsatz: Was mich nährt wird gegessen. Was soll ich dazu sagen, wir haben gar nicht gewusst, was man an Tieren oder von Tieren, (und ich meine hier vor allem Schlangen, Frösche, Meerestiere usw.) so alles essen kann.

Irgendwie haben wir 4 ein gemächliches Tempo angeschlagen, die letzten Tage wollten wir in schönen Hoi An verbringen, bevor unsere Reise dann über Saigon (per Flugzeug ;-)) weitergeht. Wir schlenderten in der herzigen Altstadt, liessen uns in Restaurants bedienen, genossen die Klimaanlage im Hotelzimmer und gaben dem Schneider etwas Arbeit in Auftrag. Richtig gemütlich also. Es war wirklich eine schöne Zeit, danke ihr beidenJ. Unsere Wege trennen sich hier wieder, und ja unsere Reise neigt sich (schnell) dem Ende zu. Wir freuen uns nun noch auf Hongkong und Helsinki. Hier im Blog gibt es bald ein paar Bilder von Hong Kong und sicher noch in irgendeiner Form ein Rundumschlag über die ganze Reise.


Die Märkte in Vietnam sind nichts für zartbesaitete Gemüter, übelste Gerüche und Bilder.

In Vietnam wollen die Frauen verhindern braun zu werden. Deshalb verhüllen sie was geht, was dann in etwa aussieht wie ein radelndes Gespenst.
Auch so können Kabel verlegt werden. Bei einnem fehlerhaften Kabel wird einfach ein neues verlegt, eigentlich klar da findest du den Fehler nie!
Bis bald!

4 Kommentare:

  1. Was hani müesse lache! Dir heit sooo luschtig über Vietnam gschriebe....u jetzt freui mi nume no, euch scho gliiii id Arme ds schliesse! Heit no zfridni letschti Täg u chömet guet hei...sicher mit eim weinende u eim lachende Oug...umarmig

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  2. hey ig ha ja vergässe dr Name ds schriibe i Dusel...das vori wär vo dire big Schwoscht gsi *grins*

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  3. Liebe Weltenbummler. Herzlichen Dank für eure ausführlichen und beeindruckenden Berichte mit speziellen Fotos aus Laos und Vietnam. Die vietnamesische Gastronomie scheint mir nicht durchwegs michelin-würdig, und auf den Strassen liegt offenbar mehr Abfall als auf den Gemeindewegen des Ankerdorfes!! Unsere Schulkinder lassen grüssen.......

    Wie dem auch sei, wünsche ich euch noch erlebnisreiche Tage in Hongkong und Helsinki, eine gute Heimreise und einen erfolgreichen Wiedereinstieg in den hin und wieder etwas nüchternen Berufsalltag in dear old Switzerland.

    Mit lieben Grüssen
    Annemarie G.

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  4. Hallo aus Kambodscha! Ein toller Reisebericht und die beiden, die ihr da in Vietnam getroffen habt müssen ja echt toppe Typen gewesen sein! Klangen total sympathisch und sahen super aus! Das müssen doch Deutsche gewesen sein ;-) Liebe Grüße an Frau Richli!

    Übrigens Jacelyne: Heult mir erst die Ohren voll, dass sie keine Ahnung vom Fotografieren hätte und nur im Automatikmodus knipst und stellt dann solche Fotos hoch! Die sind genial. Total schön!

    Es waren tolle Wochen mit euch und es hat uns seeehr viel Spaß gemacht! Wir planen schon kräftig an einem Schweizbesuch (An Fr. Richli: Keine Angst, wir bleiben  nicht!) Und wenn ihr Pech habt schaffen wir es noch im Sommer, mal runterzukommen :-)

    Viel Spaß noch in Helsinki, genießt die langen Tage, streichelt keine Elche und schaut doch mal ob ihr eine "Samen"-Bank findet!

    In diesem Sinne: Titten aufn Tisch und alles Gute!

    Anne und Olli

    PS: Kambodscha würde euch gefallen. Viel nettere Menschen, als in Vietnam!

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